Wimbledon Michael Stich Carsten Rath

„Wimbledon gewinnen ist leichter als aufgenommen werden.“

Exklusives Interview mit Michael Stich, Wimbledon Champion von 1991 und Ihr Gastgeber bei der Travelgrand Once-in-a-lifetime-Reise Wimbledon Experience 2019.

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1. Michael, du bist bis heute der letzte deutsche Wimbledon-Sieger. Als Champion bist du automatisch eines von nur 375 Mitgliedern in diesem exklusivsten Tennisclub der Welt. Unsere Gäste werden die Magie von Wimbledon an deiner Seite live erleben – dank dem Members‘ Button an deinem Revers, der alle Türen öffnet. Erinnerst du dich noch an deinen ersten Besuch in Wimbledon? Was macht diesen Ort so besonders?

Ich kam als Spieler zum ersten Mal nach Wimbledon. Und trotzdem ging es mir wie jedem anderen auch: Ich war völlig überwältigt von der Atmosphäre. Wimbledon ist mit keiner anderen Tennisanlage auf der Welt zu vergleichen. Mir fiel damals zuerst auf, dass alles grün ist. Die meisten großen Turnierstätten in Europa sind ja vom Rot der Sandplätze geprägt. Wimbledon
nicht, denn hier wird nur auf Rasen gespielt. Das ist das Offensichtliche. Die echte Faszination lässt sich leider nicht in Worte fassen, die müssen die Gäste einfacherleben. Ich habe das damals bei meinem ersten Match gespürt, und noch heute jagt es mir Schauer über den Rücken: Der Geist der 150-jährigen Geschichte schwebt über der Anlage. All die anderen Champions und Legenden unseres Sports – sie sind beim Aufschlag auf dem Center Court irgendwie mit dabei. Als hätte der Center Court all die magischen Momente konserviert, die dort geschehen sind. Ein unbeschreibliches Gefühl, der Wimbledon-Spirit.

2. Hat dieses atemberaubende Erbe dich als Spieler nicht gehemmt?

Manchen Spielern geht das tatsächlich so. Mich hat es eher motiviert. Bis zur Renovierung hing über dem Eingang zum Center Court ein Holzbalken, auf dem ein Teil eines Gedichts von Rudyard Kipling von 1895 eingeritzt war. „If you can meet with triumph and disaster/And treat those two impostors just the same.“ Die Botschaft: Nur wenn du Sieg und Niederlage gleichermaßen zu akzeptieren bereit bist, sollst du diesen Platz betreten. Auch das gehört zum Spirit von Wimbledon, und es hat mich über das Turnier hinaus geprägt. Denn darum geht es im Sport: im Sieg und in der Niederlage gleichermaßen Größe zeigen.

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3. Was hat der Wimbledon-Sieg 1991 gegen Boris Becker in Deinem Leben verändert?

Auf dem Papier ist es ganz einfach der größte Erfolg, den man als Tennis-Profi haben kann. Ein größeres Prestige, ein historisch wichtigeres Turnier gibt es nicht. Als Wimbledon-Sieger gehört man zu einer sehr kleinen, elitären Gruppe von Spielern, denen dieser Triumph vergönnt ist. Emotional ist es natürlich viel mehr als das. Die öffentliche Wahrnehmung, die Bedeutung in der Tennis-Welt, die Erwartungshaltung an alles, was danach kommt. Der Wimbledon-Sieg macht aus einem Tennisspieler einen Champion.

4. Hat sich Wimbledon mit der Zeit verändert, oder ist es noch dasselbe wie bei deinem Sieg 1991?

Seit damals hat sich eine ganze Menge verändert. Das Stadion wurde im Laufe der Jahre modernisiert und digitalisiert. Das Besondere ist aber, dass der Spirit dabei nicht verloren gegangen ist. Alles wirkt, als wäre es schon immer so gewesen. Es ist immer noch mein Wimbledon. Sogar der allererste Champion von 1877, Spencer Gore, würde seine alte Wirkungsstätte immer noch wiedererkennen. Da haben die Organisatoren einen fantastischen Job gemacht und die Gegenwart mit der Geschichte verflochten.

Tennis

5. Am ersten Abend der Reise lernen unsere Travel Grand-Gäste dich ja bereits bei einem gemeinsamen Abendessen persönlich kennen. Was werden sie an ihrem exklusiven Tag mit dir in Wimbledon erleben?

Die Anlage öffnet um 10 Uhr, und um diese Zeit ist es auch auf den Außenplätzen noch relativ ruhig. Zuerst gehen wir ins Museum, und dann gebe ich den Gästen Gelegenheit, einmal in Ruhe über die Anlage zu schlendern und die besondere Atmosphäre in sich aufzunehmen. Die muss man erst einmal auf sich wirken lassen. Ich bin sicher: Danach weiß jeder, was ich mit dem Wimbledon-Spirit meine. Und mit diesem Spirit gehen wir dann das Highlight an: den Center Court. Den darf normalerweise kein Gast betreten. Das geht nur, weil ich dabei bin. Dort unmittelbar am heiligen Rasen zu stehen und einmal die Tribünenränge mit ihren 16.000 Plätzen entlang zu blicken, das ist atemberaubend. Danach nehmen wir im Members Enclosure ein Lunch ein. Da sind wir natürlich von einer sehr illustren Gesellschaft umgeben, nur Mitglieder und ehemalige Champions. Um 12:30 Uhr ist das Lunch schon vorbei, denn dann müssen alle Gäste auf der Tribüne um den Center Court sein. Und dann genießen wir einen typischen Wimbledon-Wettkampftag mit einem oder mehreren Tennismatches. Das Großartige ist, dass unsere Gäste die Wahl haben. Sie können mehrere Matches sehen, denn ihr Ticket gilt neben dem Center Court auch für die frei zugänglichen Nebenplätze. Sie können also ihrem Favoriten zuschauen und sich nicht wie andere Gäste darauf festgelegt, was auf einem bestimmten Platz gerade läuft.

6. Apropos Geschichte: Wir werden gemeinsam mit den Gästen auch das Wimbledon-Museum auf der Anlage besuchen. Was gibt es dort zu sehen?

Das Museum stellt die 150-jährige Geschichte auf angenehm kompakte Weise dar. Man muss dort nicht stundenlang im Kreis laufen und Beschreibungen lesen. Die geführte Ausstellung leitet straff durch die Highlights und vermittelt einen sehr lebendigen Gesamteindruck. Von den Holzschlägern und den weißen Bällen, mit denen damals gespielt wurde, bis hin zur Pflichtuniform der alten Tage: lange weiße Hemden für die Herren und richtige Kleider bei den Damen. Genauso wie draußen auf dem Platz geht es auch im Museum in erster Linie um den Spirit, und der ist zeitlos.

Foto: Wimbledon Museum © IBM Corp., AELTC 2018
Foto: Wimbledon Museum © IBM Corp., AELTC 2018

7. Wie ist es, sich selbst im Museum zu sehen?

Tatsächlich tauche ich auch in einem der Videos im Museum auf, ja. Unglaublich, wie ich damals aussah. Meine Frau sagt immer: Damals hätte ich dich nicht geheiratet.

8. Werden wir unterwegs Menschen begegnen, die wie du zur großen Wimbledon-Familie gehören?

Ich kenne natürlich viele der Mitarbeiter, manche schon seit meiner Zeit als aktiver Spieler. Als Champion erfährt man in Wimbledon an allen Ecken und Enden eine besondere Wertschätzung. An den Wettkampftagen laufen dort natürlich auch BBC-Reporter und andere Journalisten herum, die schon zu meiner Zeit dabei waren. Und natürlich läuft man auch immer einem aktiven Spieler und seinem Coach oder einem anderen ehemaligen Champion über den Weg – das gibt dann natürlich ein großes Hallo. Und auch das erleben die Gäste hautnah mit.

9. Was muss man als Gast in Wimbledon unbedingt mal getan haben?

Im Mitgliederbereich muss man natürlich den berühmten Pim’s getrunken haben, das ist ein Muss. Ich selbst bin nach einem Glas ja bestens bedient, aber vielleicht vertragen manche unserer Gäste auch noch einen zweiten – be my guest. Ein Klassiker, der zu Wimbledon gehört wie der Rasen, sind auch die Erdbeeren mit Clotted Cream. Englischer geht es nicht.

Travel Grand Signature-Reise Wimbledon Experience 2019

10. Manch ein Gast mag auf den Geschmack kommen und gar nicht mehr weg wollen. Was muss man eigentlich tun, um Mitglied im Wimbledon Tennis Club zu werden?

Der einfache Weg ist der, den ich gewählt habe: Wimbledon gewinnen. (Er lacht.) Der andere, über das reguläre Aufnahmeverfahren, ist wesentlich schwieriger. Schon allein, damit man überhaupt eine Bewerbung einreichen kann, muss man unfassbar gute Kontakte haben. Man muss Fürsprecher finden, die sich vor dem Aufnahmekomitee für einen einsetzen. Und selbst dann ist man nur Mitglied auf Zeit und muss eine ganze Reihe von Kriterien erfüllen, damit aus der Probezeit eine dauerhafte Mitgliedschaft wird. Es ist ein extrem selektiver Prozess. Der Scherz des „einfachen Weges“ stammt aus einem Kabinen- Gespräch mit Stefan Edberg und Jeremy Bates nach meiner aktiven Zeit, aber es ist tatsächlich wahr: Das Turnier gewinnen ist gefühlt einfacher als regulär aufgenommen werden.

11. Können eigentlich auch Normalsterbliche in Wimbledon Tennis spielen?

Für die 375 Mitglieder ist Wimbledon nach dem Turnier ein „normaler“ Tennisclub auf Rasen. Du, lieber Carsten, hättest leider keine Chance. Außer vielleicht im Doppel mit mir …

Michael, ich danke für das Gespräch. Wir sehen uns in Wimbledon!

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